20 Jahre Liberaler Mittelstand Baden-Württemberg – Feiern, Nachdenken, Zukunft gestalten

Zum Nachdenken, zitiert aus: Karl Löwith: Von Hegel zu Nietzsche, der revolutionäre Bruch im Denken des 19. Jahrhunderts, Felix-Meiner-Verlag, Hamburg, 1995: „Das Wahre ist einfach und gibt wenig zu tun, das Falsche gibt Gelegenheit, Zeit und Kräfte zu zersplittern“ (S. 251, Goethe). „Eine Demokratie verliert jeden Wert, wenn sie nur gleich macht, ohne Freiheit hervorzubringen“ (S. 276, Tocqueville).

Die aktuellen Entwicklungen in der nationalen und internationalen Politik machen nachdenklich und zeigen Entsprechungen in den Krisen der Weimarer Republik. Sie zeigen auch, dass die Entscheidung der FDP zum Abbruch der Verhandlungen über eine „Jamaikakoalition“ nach den Bundestagswahlen richtig und konsequent war. Das Schauspiel der Krisen, persönlichen Querelen und Fundamentaldebatten der jüngsten Tage zeigt, dass die liberale Stimme zwar dringend gebraucht wird, aber sie hätte in einer schwarz-schwarz-grün-gelben Koalition nicht zum Tragen kommen können. Im Gegenteil, die zentralen liberalen Anliegen wären zwischen schwarz-schwarzen Inszenierungen und grünen Fundamentalismen zerrieben worden. Die Grünen treiben die CDU in Baden-Württemberg vor sich her (siehe z.B. Diesel). So wäre es den Liberalen in einer „Jamaikakoalition“ noch tiefgreifender ergangen. Auch die erneut bekannt gewordenen finanziellen und personellen Verquickungen der sogenannten „Deutschen Umwelthilfe“ sprechen eine deutliche Sprache. Die potentielle „Wiederkehr“ der politischen Auseinandersetzungen der „Weimarer Zeit“ wird wach, wenn man sich mit dem Grundproblem eines jeden demokratischen Rechtsstaates befasst, nämlich, dass die konsequente Anwendung seines Rechts potentiell auch jenen rechtsstaatliche Mittel in die Hand gibt, die sich einer freiheitlich demokratischen Grundordnung entgegenstellen. Es ist paradox, wenn sich die Brandstifter der Straße zu Hütern der Ordnung verklären, nach dem Motto: Man erzeuge Chaos und provoziere so den Ruf nach Ordnung! Proteststimmen oder die „privilegierte Klagen“ sind nicht einfach ein „Warnschuss“ an „die da Oben“. Sie sind gefährlich und bilden Funken, die erneut eine gefährliche Glut entfachen können – und wieder hat es keiner gewollt! Wenn Herr Trump vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen sinngemäß von der Ablösung der Globalisierung durch den Patriotismus spricht kann man als Europäer und Deutscher nur antworten: National denken heißt heute europäisch denken, und europäisch denken heißt global denken! Das ist der Weg, der die religiöse, geistige und kulturelle Entwicklung Europas zur Aufklärung hin kennzeichnet und der sich über den „revolutionären Bruch im Denken des 19. Jahrhunderts“ (Löwith) bis heute fortsetzt.